Therapie von chronischen Schmerzen

Die Entwicklung der Schmerztherapie war lang und komplex und von bedeutenden Fortschritten und gewaltigen Herausforderungen geprägt. Von der frühen Verwendung natürlicher Substanzen bis hin zur Entwicklung synthetischer Opioide war die Suche nach wirksamer Schmerzlinderung ein ständiges Unterfangen. Die Opioidkrise in den Vereinigten Staaten, in der der übermäßige und missbräuchliche Gebrauch von Opioiden im Jahr 2021 zu über 80.000 opioidbedingten Todesfällen und einer stark ansteigenden Zahl von Opioidkonsumstörungen führte, war ein deutliches Beispiel für die Risiken von Schmerzmitteln, insbesondere bei chronischer Einnahme, und ein Beispiel für die Notwendigkeit wirksamer, aber nicht süchtig machender Schmerzmittel. Alternativen sind in Sicht. Nicht süchtig machende Schmerzmittel bieten Hoffnung, die mit Schmerzen verbundene Krankheitslast zu lindern. 

Akute Schmerzen sind unwillkommen und belastend, dienen jedoch als wichtiger Schutzmechanismus, z. B. indem sie uns lehren, Schäden zu vermeiden oder weiteren Verletzungen vorzubeugen. Chronische Schmerzen hingegen können wirklich lähmend sein und sind entgegen der allgemeinen Wahrnehmung nicht rein psychologisch, sondern haben eine physische Ursache, genau wie Hunger und Durst. 

Die häufigsten Arten chronischer Schmerzen sind Migräne sowie Schmerzen im unteren Rücken und Nacken. Im Jahr 2020 waren 619 Millionen Menschen weltweit von Schmerzen im unteren Rücken betroffen, und bis 2050 wird eine Zunahme auf 843 Millionen prognostiziert (Abbildung 1, linker Bereich). Dies ist eine besorgniserregende Entwicklung mit enormen Folgen für die bereits überlasteten Gesundheitssysteme, die unter Personalmangel, Kündigungen von Ärzten oder Patientenrückstau leiden. 

Im Durchschnitt müssen Patienten mit chronischen Schmerzen 2,2 Jahre auf eine Diagnose warten und weitere 1,9 Jahre, bis ihr Leiden angemessen behandelt wird. Chronische Schmerzen haben enorme wirtschaftliche Auswirkungen, die sich aus den direkten Kosten für medizinische Behandlungen und den indirekten Kosten durch erhöhte Anzahl an Krankenstandstagen zusammensetzen. Diese belaufen sich auf dem europäischen Kontinent auf 300 Milliarden Euro jährlich und allein in den USA auf 635 Milliarden Dollar. Trotz der enormen Belastung für Patientenleben und Wirtschaft sind die Ausgaben für verschreibungspflichtige Schmerzmittel im Verhältnis zur gesamten Krankheitslast nach wie vor unterfinanziert (Abbildung 1, rechter Bereich). Schmerzen machen 10 % der Jahre mit Beeinträchtigung (YLDs) und nur 1 % aller Ausgaben für innovative verschreibungspflichtige Medikamente im Jahr 2023 aus. Opioid-Medikamente bleiben trotz ihres Suchtpotenzials und des Missbrauchs, der zur Opioidkrise in den USA beigetragen hat, eine gängige Behandlung akuter und chronischer Schmerzen. Auf dem Markt erhältliche Schmerzmittel sind außerdem kostengünstig: über 85 % des Schmerzmittelvolumens sind Generika. Mit Ausnahme von CGRP-Antagonisten gegen Migräne wurden in den letzten zehn Jahren keine Medikamente mit neuartigen Wirkmechanismen zugelassen. 

Bemühungen, Alternativen zu Opioiden zu entwickeln, scheiterten oft.

 

 

Nach Jahren mühsamer klinischer Studien und wiederholt erfolglosen Versuchen, neue Wirkmechanismen für die Schmerzbehandlung zu finden, gibt es nun endlich einen Hoffnungsschimmer. Der Wirkstoff zielt speziell auf den Natriumionenkanal Nav1.8 ab – ein Mitglied einer Klasse von Rezeptoren in Nervenzellen, die eng mit der Übertragung von Schmerzsignalen an das Gehirn verbunden sind. Die Grundidee ist nicht neu, die Spezifität des Wirkstoffs jedoch schon. Während der Großteil der klinischen F&E-Pipeline bestehende Wirkmechanismen untersucht, gibt es ermutigende Anzeichen dafür, dass die Branche neue erforscht, um die Belastung durch Schmerzkrankheiten zu bewältigen. 

Cannabinoide zählen neben Wirkstoffen, die gezielt Natriumionenkanäle inhibieren zu den meist beforschten neuen Ansätzen in der chronischen Schmerztherapie. Obwohl sowohl synthetische Cannabinoide als auch aus Cannabis gewonnene Verbindungen für andere Indikationen bereits zugelassen wurden – die FDA hat Produkte für Krampfanfälle im Zusammenhang mit dem Dravet- und Lennox-Gastaut-Syndrom, Übelkeit im Zusammenhang mit Chemotherapie und Anorexie im Zusammenhang mit AIDS zugelassen –, gibt es noch keine Zulassungen für die Schmerzbehandlung. 

Mehr zum Thema finden Sie unter nachstehendem Link:

No pain some commercial gain: Non-Addictive Prescription Medicines – IQVIA

 

Für Fragen wenden Sie sich an:
Dr. Stefan Lutzmayer
EMEA Tought Leadership

IQVIA Marktforschung GmbH
Stella-Klein-Löw-Weg 15, 1020 Wien
E-Mail: stefan.lutzmayer@iqvia.com