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    Nine for 2025 and Beyond

    März 2025
    Bernhard Hattinger

    Teil eins der Reihe „Nine for 2025“ mit Prognosen für 2025 und darüber hinaus

    Seit nunmehr 6 Jahren erarbeitet das Thought Leadership Team von IQVIA jährlich einen fundierten, breit und global angelegten Ausblick auf die Entwicklung der Pharmaindustrie, breitere Trends, die die Gesundheitsversorgungssysteme beeinflussen werden. Wir möchten Ihnen an dieser Stelle spannende Einblicke daraus zusammenfassen und in den kommenden Artikeln dieser Reihe die 9 Themenfelder beleuchten, die 2025 und darüber hinaus Ihre Wirkung entfalten werden. Im ersten Teil geht es um 3 Themen aus dem Makroumfeld inklusive ökologischer Implikationen, also das Healthcare Environment, das für kommende Entwicklungen prägend sein wird. Im kommenden Newsletter beleuchten wir die Themenfelder Innovation und Therapie sowie Wirtschaft.

    Healthcare Environment
    Aus dem vergangenen Jahr nimmt die Branche signifikante Herausforderungen mit, die auch weiterhin strategische Planungen und das Entscheidungsverhalten beeinflussen werden. Einerseits ist weiterhin ein deutlicher Druck von Zahlerseite auf die Hersteller/Anbieter im Markt vorhanden (etwa durch den Inflation Reduction Act in den USA), andererseits sind Kapazitätsprobleme im Herstellungsbereich immer noch Anlass für Spannungen am Markt. Dennoch gibt es Therapiebereiche, die weiterhin starkes Wachstumspotential haben werden, allen voran Adipositas, Oncologie und anti-inflammatorische Therapien, die ein höheres Wachstum aufweisen werden als der Gesamtmarkt.

    Weiterhin bestehen auch 2 fundamentale Herausforderungen, die die nächsten 5 Jahre formen werden: die schlechtere Durchschnitts-Performance von neuen Launches im Vergleich zu prä-pandemischen Zeiten sowie erwartete Patentabläufe.

    Herausforderungen auf Makro Level:
    Das geopolitische Umfeld als Unsicherheitsfaktor: 2024 war eines der größten Wahljahre, welches in vielen Ländern einen Rechtsruck, aber auch das Wiedererstarkten protektionistischer Handelskonzepte hervorgebracht hat. Dadurch werden Kräfte, die eine Divergenz im Life Science Bereich stärken, Auftrieb gewinnen. Von besonderer Bedeutung in diesem Zusammenhang ist die Entwicklung des größten Marktes, der USA, im Verhältnis zur Europäischen Union.

    Insbesondere die Entscheidungen in der Trump Administration sorgen zunehmend für Unsicherheit in der Industrie, aber auch im Markt. Das Risiko destabilisierter Gesundheitsbehörden, die FDA nicht ausgenommen, bzw. von politischer Einflussnahme oder diskordanter Deregulierungen ist zwar noch nicht eingetreten, muss jedoch weiter als realistische Gefahr wahrgenommen werden. Zölle, aber auch avisierte Senkungen der Unternehmenssteuern, könnten jedoch auch eine Attraktivierung des Standortes bzw. ein bedingtes Reshoring der Produktion befördern. Welche Bedeutung solche Entwicklungen im Falle größerer geopolitischer Umwälzungen haben – etwa eine Entscheidung im Ukraine-Krieg, eine Eskalation im Nahen Osten oder um Taiwan, ein Ausstieg/Distanzierung der USA von der NATO, sei dahingestellt. Eine Schwächung von „Global Public Health“ Bemühungen muss mit dem Austritt der USA aus der WHO und der Finanzierungseinstellung relevanter Projekte angenommen werden.

    Auch im europäischen Raum sind rechte Parteien gestärkt aus Wahlen hervorgegangen und sind – so in den Niederlanden und Italien – auch an die Regierung gekommen. Gesundheit wird auf EU Ebene nunmehr als Sicherheitsthema diskutiert und Bemühungen eines „Reshorings“ bzw. einer Sicherung von Vertriebsketten sind formuliert. Eine Strategie für den Life Science Bereich ist geplant, wie auch regulatorische und finanzielle Incentives für den Biotech-Sektor. Ob ein „Ende der Friedensdividende“ aufgrund der geopolitischen Veränderungen bevorsteht und der Gesundheitsbereich budgetär davon betroffen sein wird, muss sich weisen

    Veränderte Herausforderungen für den Gesundheitsbereich verändern Gesundheitsversorgung: Kapazitätseinschränkungen und personelle Engpässe bestehen weiterhin in vielen, auch entwickelten, Gesundheitssystemen. Auch Innovationseinschränkungen existieren weiterhin: die Nachfrage nach einem breiten Einsatz von Adipositas-Medikamenten stellt Gesellschaften und Systeme weiterhin vor die Herausforderung, im Ausmaß einer Volkskrankheit chronische verschreibungspflichtige Medizin zu allokieren, zu administrieren und zu finanzieren. Fortgesetzte Fortschritte im Technologiebereich, etwa der Einsatz von KI-Diagnostika, ist weiterhin eine potentielle Quelle für Entlastung, birgt jedoch wie jeder Fortschritt auch potentielle neue Herausforderungen.

    In diesem Umfeld sind 3 Themen für 2025 und darüber hinaus von steigender Bedeutung:

    Die neue und steigende Bedeutung des privaten Marktes, sowohl was private Finanzierung von Therapien als auch private Versorgung angeht. Kostenerstattungsprobleme könnten einen Strategiewechsel in der Industrie bedingen, der auf den privaten Zahler als Eintrittspunkt in den Markt fokussiert und zunehmend die Grenze zwischen Patienten und Konsumenten verwischt, auch im verschreibungspflichtigen Segment.

    Entscheidungsfindung wird breiter und komplexer werden: sowohl durch den Einsatz neuer Technologien wie Telemedizin, E-Verschreibung, KI-basierte Decision Support Tools, sowie in bestimmten Ländern auch expandierende Aufgabengebiete bis hin zur Verschreibung für nichtärztliche Gesundheitsberufe wie der Pflege. In den USA werden „Nurse Practitioners“ als drittschnellst wachsende Profession bis 2033 vorhergesagt.

    Gesundheitssysteme werden durch die doppelte Herausforderung neuer Therapien im Massenmarkt sowie im hochpreisigen und spezialisierten Innovationssegment unter Druck geraten und potentiell eine Policy Revalierung vornehmen müssen. Mögliche Folgen sind eine Stärkung der Vorsorgemedizin, eine Stärkung der Eigenverantwortung und Eigenfinanzierung bzw. eine Verschiebung von Versorgung in den extramuralen Raum.

    Der Klimawandel zeigt zunehmend Auswirkungen auf den Gesundheitsbereich und entwickelt sich von einer sekundären zu einer konkreten Herausforderung. Extreme Wetterereignisse nehmen weiterhin an Frequenz und Heftigkeit zu. Global sind bis zu 189 Mio. Menschen jährlich direkt dadurch betroffen, wobei 79% aller Todesfälle bzw. 97% der Betroffenen insgesamt auf Entwicklungsländer entfallen.

    Entscheidend für die Frage, wie erfolgreich dieser Herausforderung begegnet werden kann, sind insbesondere 4 Faktoren

    • Die Resilienz von Gesundheitssystemen
    • Die Versorgungssicherheit mit Arzneimitteln
    • Die Performance/Effektivität von Arzneimitteln (Bsp. Resistenzen)
    • Disease Trajectory, also die Frage nach sich verändernden Verbreitungsgebieten von Erregern etc.

    Gezielte Vorbereitung und Absicherung in diesen Faktoren muss als globale Herausforderung gedacht werden. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass nationale Finazierungs- und Planungsgrenzen nur bedingt normative Kraft gegen Ansteckungen entfalten.

    Teil 2 dieser Reihe wird im kommenden Newsletter erscheinen und sich mit 3 zentralen Themen aus dem Feld Innovation und Therapien beschäftigen.

    Für Fragen wenden Sie sich an:
    Bernhard Hattinger
    IQVIA Information Solutions GmbH
    Stella-Klein-Löw-Weg 15, 1020 Wien
    M: +43 (0) 664 8000 2336
    E-Mail: bernhard.hattinger@iqvia.com
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