Fokus Pertussis

Ausgangslage und Rückschlüsse aus der optimierten Markterhebung

Es ist wissenschaftlich unbestritten, dass Schutzimpfungen zu den wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen in der Medizin gehören. Geimpfte sind im Regelfall vor der entsprechenden Krankheit geschützt und Krankheiten, die nur von Mensch zu Mensch übertragen werden, können bei einer entsprechend hohen Durchimpfungsrate eliminiert werden. Zudem schützen Impfungen bei entsprechender Verbreitung auch jene Menschen, die aus medizinischen Gründen selbst nicht geimpft werden können.
„Es gibt einen klaren Plan, wer in Österreich wie geimpft werden soll. Es gibt aber keinen klaren und einheitlichen Umsetzungsplan, wie diese Impfungen die Menschen (insbesondere die Erwachsenen) erreichen.“ Darauf hat die Österreichische Gesellschaft für Vakzinologie bereits im Jahr 2018 im Memorandun der „Initiative gegen Impfhindernisse in Österreich“ hingewiesen.

Der „klare Plan“ ist der sehr gut ausgestaltete Nationale Impfplan Österreichs, der alle Impfempfehlungen des nationalen Impfgremiums für Österreichs Bevölkerung enthält. Insbesondere das darauf basierende Kinderimpfprogramm ist zudem gut ausgebaut und umfasst die Mehrzahl der empfohlenen Impfungen für Kinder und Jugendliche. So war Österreich zum Beispiel eines der wenigen Länder, das die HPV-Impfung für Mädchen und Buben kostenfrei in ein solches Programm aufgenommen hat.

Allerdings zeigen internationale Vergleiche, dass Österreich nicht durch seine Impfraten glänzt – das betrifft sowohl saisonale Impfungen wie Grippe, als auch gesellschaftlich relevante Grundimmunisierungen.

Im Zuge der letzten Gesundheitsreform wurden daher auch Pläne für eine schrittweise Stärkung des nationalen Impfangebotes gesetzt. Um zusätzliche Impfungen kostenlos oder vergünstigt anzubieten, werden jährlich rund 90 Mio. Euro bereitgestellt mit dem Ziel, die Durchimpfungsraten in Österreich nachhaltig zu verbessern. Erste Umsetzungsschritte auf dem Weg zum Ausbau des Impfangebots für Erwachsene entlang der Prioritäten des österreichischen Impfplans wurden gesetzt.

 

Ein Blick in die Daten am Beispiel Pertussis

Impfungen haben während der Corona-Pandemie teils den gesellschaftlichen Diskurs dominiert und eine bis dahin und seither unerreichte gesellschaftliche Visibilität erreicht. Jedoch kommen die Experten zum Schluss, dass hierdurch mitunter andere, höchst relevante Impfungen aus dem Fokus geraten sind. Daher enthält der aktuelle Impfplan auch die Feststellung, dass derzeit vor allem wieder Anstrengungen zur Reduktion des Erkrankungsrisikos an Krankheiten wie Masern, Influenza und auch Pertussis notwendig werden:

2014 wurden lt. Angaben des Nationalen Impfplans noch 370 Pertussis-Fälle in Österreich gemeldet. Eine Kombination aus Faktoren hat diese Zahlen erheblich in die Höhe schnellen lassen: einerseits kam es aufgrund der Einschränkungen während der COVID-19-Pandemie zu einer geringeren Zirkulation von B. pertussis und damit zu einer geringeren natürlichen Kontaktfrequenz, andererseits ist eine gleichzeitige schlechte Immunitätslage von nur ca. 20% der Bevölkerung mit ausreichender Pertussisimmunität gegeben.

So wurden 2023 bereits 2.791 gemeldete Pertussisfälle in Österreich registriert, ein Trend der sich fortgesetzt hat: bis 25.09.2024 wurden bereits 12.143 Pertussis-Fälle gemeldet, wozu der Nationale Impfplan ernüchternd festhält: „Das entspricht annähernd dem Infektionsgeschehen des Jahres 1959, sprich vor Einführung des nationalen Impfprogrammes.“

Eine rasche Eindämmung des Infektionsgeschehens ist daher wichtiges Ziel. Es gibt in Österreich jedoch keinen zugelassenen Pertussis-Einzelimpfstoff, sondern ausschließlich Kombinationsimpfstoffe, die in unterschiedlichen Kombinationen auch Diphtherie, Tetanus, Polio, Hepatitis B, Poliomyelitis und durch Haemophilus influenzae Typ b (Hib) verursachte invasive Krankheiten abdecken.

Kann in den Marktdaten eine Zunahme der Impfaktivität gegen Pertussis festgestellt werden?

 

Verbesserte Erhebung von Marktdaten im Vakzinmarkt

Auch aus unserer Sicht der Marktbeobachter ist der Vakzinmarkt in Österreich aufgrund der komplexen und uneinheitlichen Rahmenbedingungen etwa im Bereich der Distributionsketten, des Abgabeweges oder der (Ko-)Finanzierungsregeln betreffend Kostenübernahme bzw. Erstattung eine Herausforderung:

Bis dato umfasste der IQVIA DPMÖ Next Level daher nur jenen Anteil des Marktes an Impfstoffen, der auf Rezept direkt von der Apotheke an den Patienten abgegeben wurde. Wie im letzten Newsletter angekündigt, kann durch einen neuen methodologischen Ansatz, der von IQVIAs Data Scientists entwickelt wurde, dieser Marktausschnitt künftig aber entscheidend vergrößert werden.

Die neuen Informationen werden 2025 in den DPMÖ Next Level kostenfrei inkludiert und zusätzlich werden 5 Jahre Backdata ergänzt, um auch die Dynamik innerhalb des neu etablierten Marktausschnittest nachvollziehbar zu machen.

Die Marktbeobachtung impliziert erfreulicherweise, dass die Impfquote für Kombinationsimpfstoffe, welche Pertussis abdecken, sowohl 2023 als auch 2024 angestiegen ist: es konnten rund 330.000 Impfstoffe in den ersten 10 Monaten Jänner-Oktober 2024 erfasst werden, was einer ca. 30%-igen Steigerung an angebenen Impfstoffen, verglichen mit jeweils den gesamten Jahren 2020 und 2021, entspricht.

 

Quelle: DPMÖ Next Level

 

 

Auf Basis der optimierten DPMÖ Next Level Erfassung kann dies auch gesondert für Impfstoffe, die im Rahmen von Impfaktionen in der Apotheke abgegeben wurden, betrachtet werden. Der Uptake im Absatztrend im Vergleich zur erfassten Impfaktionsware legt den Schluss nahe, dass die mediale Berichterstattung zu einer Awarenesserhöhung und mehr Impfungen geführt hat:

Quelle: DPMÖ Next Level

 

Es steht zu hoffen, dass sich im Sinne der öffentlichen Gesundheit die Linien auch 2025 weiter nach oben entwickeln werden. Der DPMÖ Next Level bietet allen Interessierten dann einen optimierten Weg, die Trends selbst zu verfolgen.

 

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