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    Nine for 2025 and Beyond

    Mai 2025
    Bernhard Hattinger

    Teil drei der Reihe „Nine for 2025“ mit Prognosen für 2025 und darüber hinaus

    Seit nunmehr 6 Jahren erarbeitet das Thought Leadership Team von IQVIA den jährlichen, breit und global angelegten Ausblick auf die Entwicklung der Pharmaindustrie und der Gesundheitsversorgungssysteme. An dieser Stelle haben wir Ihnen auch in diesem Jahr die spannendsten Einblicke daraus zusammengefasst. In den beiden ersten Teilen waren es Themen aus dem globalen Makroumfeld inklusive ökologischer Implikationen, sowie ein Thementrio aus dem Bereich Innovation und Therapie. Im letzten Teil werfen wir einen Blick auf die Businessseite und beleuchten Trends im Marktumfeld.

    Zunehmende „Konsumerisierung“ des Gesundheitswesens

    Ein wesentlicher Trend, der sich in den kommenden Jahren fortsetzen wird, ist die zunehmende „Consumersiation“ von Gesundheitsdienstleistungen. Insbesondere 3 Felder sind für die Verstärkung dieses Trends verantwortlich:

    • Private Kostenübernahmen: insbesondere die neuen Anti-Obesity Therapien feuern diese „neue“ Art des privaten Gesundheitsmarktes an, der die Grenzen zwischen Patient und Konsument verwischt. Reimbursement für Adipositas ist noch stark eingeschränkt und führt zur verstärkten privaten Nachfrage, gekoppelt mit einer hohen Anzahl von Betroffenen.
    • Es gibt mehrere Ursachen für diesen Trend. Die Gesundheitssysteme stehen vor einer enormen doppelten Haushaltsherausforderung, da die zunehmenden Auswirkungen chronischer Erkrankungen, wie z. B. Adipositas, mit den Kosten für neue Behandlungsmethoden einhergehen. Unter anderem aus diesem Grund schränken sie die Kostenübernahme ein, was den Trend zur Selbstbeteiligung und zur Übertragung von Behandlungsentscheidungen auf die Patienten weiter anheizt. Dieser Trend schreitet je nach Land, Krankheit und Medikament unterschiedlich schnell voran und wird durch andere kommerzielle Faktoren vorangetrieben: Das Zeitfenster, in dem innovative Therapien ihre Entwicklungskosten wieder einspielen können, wird immer kürzer, und die Anforderungen an den Praxisnachweis zur Untermauerung des Wertversprechens eines Produkts steigen, was die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Patientenbeteiligung zur Schaffung von Nachfrage und Sicherstellung des Zugangs noch verstärkt. 
    • Diagnostika: zunehmend stehen clinical-level Diagnostika direkt Patienten/Konsumenten zur Verfügung, wie etwa „Continuous Glucose Monitoring Devices“ für den Blutzucker oder Smart- und Sportwatches mit stetig besser werdenden ECG-Funktionalitäten.
    • Neue Arten des Patient Engagements: Patientensupportprogramme, Social Media Kampagnen und dergleichen sind Versuche, neue Beziehungswelten zwischen Anbietern und Patienten zu etablieren.

    Die Implikation aus diesen Trends für Unternehmen wird sein, dass sie auf die „neuen“ privaten Märkte Bedacht nehmen müssen, insbesondere durch das Kultivieren neuer Wege zu Markentreue. Gesundheitssysteme auf der anderen Seite werden gut beraten sein, diese Entwicklung zu beobachten und Datenlücken und Risiken für Health Equity zu sehen und gegenzusteuern.

    Steigende strategische Bedeutung der Rohstoffversorgung für die Produktion

    Die Sicherung der Versorgung mit den relevanten Rohstoffen und Ressourcen für die Produktion wird weiterhin an strategischer Bedeutung zunehmen. Treiber dieser Entwicklung sind einerseits hohe Nachfrage für Moleküle, welche im Bereich chronischer Erkrankungen angewendet werden, insbesondere im Bereich Adipositas, verbunden mit disruptiven Elementen aus dem Feld der Versorgungs- bzw. Lieferketten: Konflikte, geopolitische Verwerfungen und Klimaveränderung tragen hier ebenso dazu bei wie Auswirkungen der COVID-Krise, die teils noch nicht überwunden sind.

    Des weiteren sorgen (potentielle) Policy-Änderungen hochrelevanter Märkte für Unruhe. Hierunter fallen die debattierten Zölle für Arzneimittel bzw. APIs in den USA, die Auswirkungen von Zöllen und anderer Handelsschranken auf Entwicklungszusammenarbeit, unter anderem auf US-Biopharma Partnerships mit China.

    Dies führt unter anderem zu einem Wettlauf der Sicherung von Massen- und High-Tech-Fertigung im Arzneimittelbereich und „Re-Shoring“ im Inland. Eine Facette, die dies begünstigt, ist Artikel 10 des kommenden WHO Pandemic Treaties, der nach höheren lokalen Kapazitäten in der Herstellung verlangt, um die Abhängigkeit von globalen Lieferketten zu mindern.

    Nationale Anstrengungen um Kapazitäten und Lieferketten für nationale Märkte zu sichern kann sich zu einem preistreibenden Faktor auf dem Weltmarkt auswachsen.

    Fusionen und Übernahmen – M&A

    Nach einer entscheidenden Erholung im Jahr 2023 von den Tiefstständen der Pandemie war die Fusions- und Übernahmeaktivität in der Biopharmabranche im Jahr 2024 verhaltener, wobei der Gesamtwert der Deals bis Ende Oktober 45 Mrd. USD erreichte, was einem Rückgang von 62 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.

    Auch wenn das Jahr 2024 keine starken Katalysatoren für Fusionen und Übernahmen lieferte, so sind die Fundamente für „Mergers & Akquisitions“ auf dem Weg durch das Jahr 2025 weiterhin gut:

    • Nachfragetreiber: Eine Deal-Kapazität von mehr als 1,5Tn. USD bei den großen Pharmaunternehmen; über 200 Mrd. USD der heutigen Einnahmen sind bis 2030 vom Verlust der Exklusivität bedroht, wobei bis zu 64 % der aktuellen Umsätze einiger großer Pharmaunternehmen gefährdet sind; wachsender Druck von Seiten der Investoren, sich an Wachstums-Hotspots wie Fettleibigkeit, Antikörper-Wirkstoff-Konjugate und biospezifische Antikörper zu beteiligen.
    • Angebotsfaktoren: Biotech treibt 70 % der Pipeline im klinischen Stadium voran, wobei 60 % der Aktiva nicht verpartnert sind, darunter mehrere gefragte Adipositas-Kandidaten, die durch überzeugende aktuelle Studienergebnisse unterstützt werden; trotz eines sich wieder öffnenden Marktes für Börsengänge und Biotech-Aktien, die durch sinkende Zinssätze Auftrieb erhalten, sind zwei Drittel der börsennotierten Biotech-Unternehmen nach wie vor unterkapitalisiert und haben wahrscheinlich weniger als 12 Monate Liquiditätsreserven.

    Die kurzfristigen Aussichten für Fusionen und Übernahmen im Jahr 2025 bleiben vorsichtig, da die Entscheidungsträger die Ergebnisse der US-Wahl und die Richtung des makroökonomischen, geopolitischen und regulatorischen Umfelds, einschließlich möglicher Änderungen des Inflation Reduction Act, noch bewerten müssen. Sobald sich die Wolke der Ungewissheit jedoch lichtet, erwartet das IQVIA Thought Leadership Team eine stärkere Dynamik bei M&A, die wahrscheinlich durch eine weniger aktivistische Federal Trade Commission unterstützt wird, da der Druck auf die großen Pharmakonzerne steigt, ihre Einnahmen dringend aufzustocken und eine drohende Wachstumslücke zu schließen.

    Für Fragen wenden Sie sich an:
    Bernhard Hattinger
    IQVIA Information Solutions GmbH
    Stella-Klein-Löw-Weg 15, 1020 Wien
    M: +43 (0) 664 8000 2336
    E-Mail: bernhard.hattinger@iqvia.com
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