Switches im Fokus
Aktuelle Einblicke in das Feld der Rx-to-OTC Wechsel
IQVIA Consumer Health beschäftigt sich laufend mit den relevanten und wichtigen Entwicklungen im OTC-Bereich. Darunter fallen natürlich auch insbesondere sogenannte „Switches“, also der Statuswechsel von Arzneimitteln von verschreibungspflichtig (Rx) zu rezeptfrei (OTC). Im September diesen Jahres wurde dazu das White Paper “Switch On! The Next Generation of Rx-to-OTC Switch” veröffentlicht, das spannende Einblicke in diesen für den OTC-Markt höchst spannenden Bereich erlaubt, sowie einen Blick auf zukünftige Potentiale und Herausforderungen für Switches in Europe und den USA wagt. Sowohl das Paper als auch ein zur Veröffentlichung durchgeführtes Webinar stehen nach wie vor Online zur Verfügung – die Links dazu finden Sie am Ende dieses Beitrages, mit dem wir einige spannende Facetten daraus vorstellen möchten:
Bedeutung und Entwicklung des „Switch-Marktes“
2022 generierten OTC-Produkte, die ursprünglich im verschreibungspflichtigen Segment auf den Markt gebracht und dann geswitcht wurden, in Europa einen Umsatz von 1,4 Mrd. Euro, was 42 % des Gesamtumsatzes entspricht. Unter den Top 20 Produkten sind 8 Switches. In den USA beträgt der Umsatz dieses Segmentes sogar 2,7 Mrd. Euro bzw. 55 % des Gesamtumsatzes. Damit kann ohne Übertreibung behauptet werden, dass Switches ein wichtiger Wachstumsmotor für die OTC-Branche waren und sind.
Für den europäischen Raum ist hervorzuheben, dass viele Switches Indikationen oder Wirkstoffe betreffen, die neu für den OTC-Markt sind. Darunter fallen z. B. Notfallverhütung, hormonelle Empfängnisverhütung, erektile Dysfunktion, Malariaprophylaxe und Therapien für Psoriasis. Einen wesentlichen Unterschied zu den USA bildet dabei das Vorhandensein einer „Pharmacy only“-Kategorie, also die Apothekenexklusivität, welche in den USA so nicht bekannt ist. Viele OTC-Produkte inklusive der meisten Switches sind in Europa direkt nur in der Apotheke erhältlich, während sie in den USA im freien Verkauf sind. Ein Faktor, der die europäische Tendenz erklärt, mehr „neue“ OTC-Indikationen für Switches zu erlauben als dies in den USA der Fall war. Denn die Apothekenexklusivität ermöglicht es Apothekern, Verbraucher bei der korrekten Produktverwendung zu unterstützen. Dabei können sie in bestimmten Fällen sogar dafür verantwortlich sein, die Eignung des Patienten für das Arzneimittel zu überprüfen. Dies bietet die Sicherheit, dass das Produkt ordnungsgemäß verwendet und das Risiko einer Fehlanwendung verringert wird, sowie Nebenwirkungen oder mögliche Wechselwirkungen mit anderen Substanzen vermieden werden.
So gab es im europäischen Raum seit 2020 67 Switches. Großbritannien sticht insbesondere durch seinen proaktiven Switch-Zugang hervor. So kündigte die britische Regierung im Juni 2023 an, gemeinsam mit der Industrie an der Identifikation von weiteren Rx-to-OTC Switch-Kandidaten arbeiten zu wollen. Angestrebtes Ziel ist es, dadurch den Zugang zu Primary Care zu erleichtern. Des Weiteren sind auch Polen, Spanien und die Schweiz als erfolgreiche „Switcher“ hervorzuheben.
Begünstigende Faktoren für Switches
Self Care als Ansatz besitzt weiterhin großes Zukunftspotential und kann zu Win-Win Situationen für alle beteiligten Stakeholder führen. KonsumentInnen/PatientInnen streben nicht zuletzt im Gefolge der Covid-19 Pandemie nach mehr Eigenverantwortung und sind Self Care gegenüber aufgeschlossener geworden. Auf Zahlerseite ist vielfach die Tendenz zu beobachten, Potential für Kostenreduktionen durch die Förderung eines gesünderen Lebensstils und mehr Self Management für (chronische) Konditionen zu forcieren, wo dies ohne Sicherheitseinschränkung möglich ist. Potential für ein benefizielles Outcome von Switches kann über alle Stakeholdergruppen gedacht werden:
Es ist zu erwarten, dass das Streben nach mehr Eigenverantwortung sich in Zukunft in steigendem Maße auch auf das Self Management bei bestimmten chronischen Erkrankungen bzw. dauerhafter Medikation ausweiten wird, zumindest bei bestimmten Patientengruppen. Um aber Self Care als Ansatz weiterhin auch in diesen Segmenten florieren zu lassen, steht Sicherheit für PatientInnen und KonsumentInnen an oberster Stelle. Neue technologische Entwicklungen werden hierbei in der Zukunft eine noch tragendere Rolle einnehmen: sei es in der Verbindung von Konsumenten und ihren medizinisch-pharmazeutischen Ansprechpersonen, verbesserstem Self Monitoring durch Sensoren und Wearables oder personalisierter Anleitung bzw. Beratung durch AI und Machine-Learning Ansätze.
Fallbeispiel: ein innovativer Rx-to-OTC Switch bei erektiler Dysfunktion
Ein gutes Beispiel für einen „innovativen“ Switch lässt sich am Beispiel gegen erektile Dysfunktion nachverfolgen, wo die Behandlung mit PDE5-Hemmern in den letzten 10 Jahren in vielen Ländern auf OTC umgestellt wurde – allerdings nicht auf einen unregulierten, freien Zugang zum Produkt für alle, sondern im Rahmen eines durch die Apothekerschaft kontrollierten und überwachten Prozesses.
In Neuseeland, Polen, dem Vereinigten Königreich und der Schweiz sind diese Switches bereits bis 2020 erfolgt. Dasselbe gilt auch für die kürzlich erfolgte Umstellung von Tadalafil. Dieser Wirkstoff ist jetzt in Polen rezeptfrei erhältlich und wurde dieses Jahr auch in Großbritannien umgestellt. Auch in diesen Fällen ist eine Interaktion mit den Apothekern erforderlich, um das Produkt zu kaufen und eine sichere und angemessene Anwendung des Medikaments zu gewährleisten. Dazu gehört das Ausfüllen eines speziellen Gesundheitsfragebogens in der Apotheke um zu evaluieren, ob der Verbraucher für das Medikament geeignet ist.
Besondere Mühe hat sich in dieser Hinsicht Norwegen gemacht. Hier wurde 2018 speziell zum Zweck der Förderung von Switches eine dritte OTC-Kategorie mit der Bezeichnung „nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel mit Anleitung“ eingeführt. Kurz darauf wurde Sildenafil von Rx auf OTC in dieser Kategorie geswitcht.
Wenn wir mit diesen Einblicken Ihr Interesse geweckt haben und sie das Paper bzw. das Webinar zu “Switch On! The Next Generation of Rx-to-OTC Switch” in voller Länge – inklusive eines Blickes auf die Erfahrungen und Erfolgsfaktoren für Switches in den USA, zur steigenden Nutzung digitaler Werkzeuge und anderer Innovationen in Switch-Programmen oder die Nutzung von Real World Data und Real World Evidence in Switches – studieren möchten, stehen Sie Ihnen unter den oben genannten Links kostenfrei zur Verfügung.
Für Fragen wenden Sie sich an:
Bernhard Hattinger
IQVIA Marktforschung GmbH
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